Montag, 18.11.19. Heute Morgen haben wir uns 7:30 Uhr am Gymnasium Querfurt Haus 1 getroffen, um unsere gemeinsame Fahrt zur Gedenkstätte des ehemaligen Vernichtungs- und Konzentrationslagers Auschwitz anzutreten.
Nach einigen Pausen sind wir um 17.30 Uhr in Krakau angekommen und haben eine Stadtführung unternommen. Unser Guide hat uns über Legenden, Geschichten und einige Sehenswürdigkeiten informiert – wie zum Beispiel die Tuchhalle und das jüdische Stadtviertel. Dort haben wir beispielsweise Höfe besichtigt, die Steven Spielberg in seinem Film „Schindlers Liste“ festhielt.
Um 21.00 Uhr haben wir Krakau wieder verlassen und sind zu unserer Unterkunft gefahren.
Endlich sind wir um 22.00 Uhr in unserer Unterkunft (CDIM) angekommen!
Von Hanna Frischbier und Pia Leubner
Dienstag, 19.11.2019: 7:30 startete unser 1. richtiger Tag in Polen mit einem gemütlichen Frühstück und einer anschließenden Einführungsgesprächsrunde zur Ideologie des Nationalsozialismus. Daraufhin starteten wir 9:15 Uhr mit einem kurzen Fußmarsch zur Gedenkstätte des ehemaligen Stammlagers Auschwitz I. Dort nahmen wir an einer 4-stündigen Führung teil. Die Besichtigung wurde von einer Guidin durchgeführt und mit Informationen von unserem Übersetzter Edward unterstützt.
Wir starteten am Eingangstor des ehemaligen KZ mit der Aufschrift ‚Arbeit macht frei‘ und gingen anschließend entlang der Baracken, in denen bis zu 700 Häftlinge schlafen mussten. Zudem kamen wir am Appellplatz vorbei und besichtigten verschiedene Baracken. Diese sind als Museen angelegt und stellen jeweils andere Aspekte dar, sodass wir zum Beispiel alte Artefakte, wie Koffer und Schuhe sahen, die die SS den Häftlingen wegnahm.
In anderen Baracken waren Modelle zum Vernichtungsapparat der SS, Zeitzeugenberichte und Ausweispapiere zu sehen. Besonders schockiert waren wir von den Tonnen Haaren ehemaliger Häftlinge – egal ob Mann oder Frau, Junge oder Mädchen: bei der Ankunft wurde fast jedem der Kopf geschoren.
Die Guidin wies uns dabei den Weg, denn man konnte in diesen Räumen und auf dem Gelände allgemein auch schnell den Überblick verlieren. An einer Wand, die die SS für Erschießungen nutzte, hielten wir eine Schweigeminute ab, um den ermordeten Menschen zu gedenken und ihnen unseren Respekt zu erweisen.
Ein besonderer Höhepunkt war die Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem konstruiert wurde. Dabei hörten wir jüdische Gesänge und in einem dunklen Raum sah man Projektionen des jüdischen Lebens vor der Shoah: Urlaubsaufnahmen, glückliche Familien und prominente Gesichter. Dem Ort des Leidens soll so ein Fünkchen Leben entgegenhalten werden.
Zum Abschluss der Führung gingen wir in die Gedenkstätte des ehemaligen ‚Krematoriums 1‘ – die beschönigende Bezeichnung der SS für den Ort, wo sie Menschen mit Gas ermordeten und anschließend direkt einäscherten.
Für jeden von uns war dieser erste Tag sehr intensiv, informativ und anstrengend. Nichtsdestotrotz sammelten wir nochmal unsere Kräfte und machten uns auf den Weg, um die Stadt zu erkunden und nach Essen und Trinken Ausschau zu halten.
Als alle wieder in der Unterkunft waren, versammelten wir uns 15:30 Uhr, um den Vormittag zu auszuwerten. Hier begrüßten wir unseren Schulpaten Igor Malitskyi und seinen Übersetzer Petro Tivikov. Igor schilderte uns sehr persönliche Aspekte seiner Haftzeit im damaligen Konzentrationslager Auschwitz.
Unser Abend endete mit dem sehr traurigen Film ,,Der Junge im gestreiften Pyjama“ und einer anschließenden Diskussion zu selbigem.
Von Rahel Schulze und Isabel Günther
Mittwoch, 20.11.19: Am Mittwoch ging es nach dem Frühstück direkt mit dem Bus in die Gedenkstätte des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Igor Malitskyi erzählte nach der Ankunft spannende Details über seine Haftzeit, bei denen wir aufmerksam zuhörten. Dann begann die Führung durch die riesige Gedenkstätte.
Als Erstes verschafften wir uns von oben einen Überblick über die Größe des ehemaligen Vernichtungslagers. Dafür durften wir auf den damaligen Hauptturm hinaufsteigen. Dieser liegt genau über den Eisenbahnschienen, über die die SS die Häftlingszüge einschleuste. Wir alle waren von der schieren Größe überwältigt: 192 Hektar – circa 269 Fußballfelder – nutzte die SS, um hier circa 1,1 Millionen Menschen umzubringen. Wir waren auf dem größten Friedhof der Erde!
Während der Führung begleitete uns Roy – ein niederländischer Regisseur – mit seiner Kamera. Er dreht einen Film über das Leben von Igor Malitskyi. Wir hörten der Guidin und Igor bei ihren äußerst interessanten und erschütternden Berichten zu. Igor war oft emotional überwältigt und den Tränen in vielen Situationen nahe, besonders als wir an der Gedenktafel für die ukrainischen Opfer des Holocaustes ankamen. Hier erinnerte er emotional an seine „Kameraden“.
Es war für alle erschütternd zu hören, wie die Zustände in der damaligen Zeit in solchen Lagern waren. Die hygienischen Bedingungen waren menschenunwürdig. So mussten die Häftlinge sich nebeneinander ‚erleichtern‘ (ca. 70 Personen nebeneinander, ohne Trennwände o.ä.), hatten nicht einmal Toilettenpapier zur Verfügung und mussten sich mit den bloßen Händen reinigen. Die dafür vorgesehene Wasserzufuhr fror in den kalten Wintermonaten ein, weshalb sich hier nur reinigen konnte, wer Schnee oder Eis zum Schmelzen brachte – wie uns Igor erzählte.
Nach Ende der Führung fuhr uns unser freundlicher Busfahrer Uwe in die Stadt und wir konnten etwas essen. Im Hotel fand die Auswertung des Erlebten statt.
Am Abend schauten wir uns den Film „Schindlers Liste” an. Spannend daran war, dass wir hier Orte von den Besichtigungen in Krakau und den Gedenkstätten wiedererkannten.
Darauf folgte die Diskussion zum Film.
Es war ein sichtlich langer Tag und das Bett wartete auf uns.
Von Rahel Schulze, Isabel Günther und Maximilian Voigt
Donnerstag: 21.11.2019. Wir begannen den Tag wieder 7:30 Uhr zusammen mit einem kleinen Frühstück. 9:15 Uhr fuhren wir dann wieder zur Gedenkstätte des ehemaligen Stammlagers Auschwitz I und gingen dort in den Block 24, um einen Workshop durchzuführen.
Zuerst befassten wir uns mit der Auswertung von Dokumenten des damaligen Konzentrationslagers Auschwitz aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Davor wurde uns noch eine kleiner Überblick darüber verschafft. Wir lernten zum Beispiel, dass die SS sich Todesursachen ausdachte, um die Morde zu kaschieren. So starben die Häftlinge den Quellen zufolge massenweise einen Tag nach Ankunft in Birkenau an „Herzversagen“ oder an „Lungenerkrankungen“. Wir lernten, dass die SS die Häftlinge jeden Tag auf ihren Gesundheitszustand untersuchte – wen sie als nicht arbeitsfähig einstuften, schickten sie mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Vergasung.
Danach gingen wir in den Block 13, um uns in Form eines Workshop mit dem Thema der Vernichtung von Sinti und Roma zu befassen. In verschiedenen Gruppen bearbeiteten wir Aufgaben rund um dieses Thema. Wir lernten, dass der berüchtigte Arzt Josef Mengele an Zwillingen perverse Experimente durchführte. Beispielsweise spritze er Zwillingen unterschiedliche Nuancen von Giften um zu ‚überprüfen‘, welche Dosis bei Kindern zum Tode führte.
Igor berichtete uns, wie ihm Mengeles ‚Ärzten‘ die Zähne zogen. Sie wollten seiner Schilderung nach prüfen, ob man einem menschlichen Gebiss auch andere Zähne hinzufügen könne. Einen Tag nach der Entnahme probierten die ‚Ärzte‘, ob fremde Zähne hineinpassen. Logischer Weise passten sie nicht und Igor musste seine restliche Haftzeit ohne Zähne überstehen. Er berichtet davon, dass andere Häftlinge sein Essen vorkauten, damit er es sich zuführen konnte. Dies betonte er als Beispiel wahrer Freundschaft: alle litten unter massivem Hunger und dennoch schafften es seine Freunde, sein Essen vorzukauen und nicht selbst hinter zu schlucken!
12:45 Uhr fuhren wir dann mit dem Bus zurück ins Hotel und werteten die Workshops aus.
Danach arbeiteten wir in Gruppen Ideen aus, wie wir dem Holocaust/der Shoa in Zukunft gedenken könnten und präsentierten diese. So haben wir beispielsweise einen Instagram-Account für unsere Exkursion eingerichtet (Name: ‚auschwitzexkursion‘), um dort neben der Glitzer und Selfiewelt einen Funken moderner Erinnerungskultur zu platzieren.
Von Sophia Schneider und Pauline Güssefeld
Insgesamt war es eine spannende Reise, vor allem wegen der Teilnahme von Igor! Es ist kaum zu glauben, dass man 94 Jahre alt wird, nachdem man in seiner Jugend ein solches Martyrium überlebt hat. An diese Exkursion werden wir uns ein Leben lang erinnern! Vielen Dank dafür, lieber Igor!!!
Wir bedanken uns bei der Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft (EVZ-Stiftung), der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt und der IBB GmbH für die Finanzierung der Reise, bei Petro Tivikov und bei Dr. Edward Sulek für die Übersetzungen (sowie bei Edward auch für die lustigen Witze!) sowie bei Herrn Zöger und Frau Knuhr für die Organisation.
Das SoR-Team.